Vier Ehemalige spielten zum 100-jährigen Schuljubiläum der Edertalschule
Je schärfer die Abendkälte über den Schulhof der Edertalschule heraufkroch, je kräftiger die Backstein-Architektur aus der Kaiserzeit im Scheinwerferlicht leuchtete, umso herzlicher wurde die Atmosphäre am Wochenende beim Open-Air zur Eröffnung des Jubiläums. „Wir feiern unsere 100 Jahre mit wunderbaren Klängen“, meinte Oberstudiendirektor Claus-Hartwig Otto, als er zu Beginn des Abends etwa 250 Zuhörer begrüßte. Nicht nur im Publikum gab es Umarmungen und Wiedersehensfreude von vielen Ehemaligen, auch die Freilichtbühne mit vier in ihrer Jugend aus der Schulmusik hervorgegangenen Rockstars und Singer-Songwritern der Region strahlte große Verbundenheit aus. „Sie haben sich als Musiker längst ihre Meriten verdient“, meinte Moderator Jürgen Merle, als er Maik Garthe (Gitarre, Gesang), Anika Neuschäfer (Gesang), Matthze Maurer (Gesang, Bluesharp) und Magnus Ernst (Klavier, Gitarre) vorstellte, bevor er später auch noch Daten zu ihren Künstler-Biografien mit reicher Konzerterfahrung nachlieferte. Eigentlich sei das Eröffnungskonzert „Unplugged“, ohne elektrische Verstärker, im Ambiente der alten Aula vorgesehen gewesen. Doch die Pandemie-Bedingungen hätten Umplanung und die Verlegung ins Freie notwendig gemacht, erläuterte Merle. Angesichts der großen Zuhörerzahl die absolut richtige Entscheidung – wie Organisatorin Insa Reinhardt von der AG Schuljubiläum bemerkte, die sich bei allen Mitwirkenden für ihre spontane Bereitschaft und für das gute Echo im Publikum bedankte. Klappstühle hatte man bereitgestellt – aber die Zuhörer feierten lieber im Stehen, tauschten Erinnerungen aus, freuten sich über von Schülern angebotene Snacks und Getränke. Der Eintritt war frei, doch Jürgen Merle „schickte den Hut rum“, wie früher bei den privat für die Frankenberger Kulturszene zusätzlich organisierten Auftritten im „Klimperkasten“. Mit Bob Dylans Folksong „Blowing in the wind“, der weltweiten Anti-Kriegs-Hymne aus dem Jahr 1962, starteten die vier Künstler ihr Programm zum Schuljubiläum mit deutlichem Bezug zur erneut vom Krieg überschatteten Gegenwart. Friedenshoffnung sprach auch aus ihrer mit feinen Rock-Reibungen versehenen Cover-Version des zur Friedenshymne gewordenen Pop-Songs „Imagine“ von John Lennon aus dem Jahr 1971. Es war zentrales Projektanliegen der vier Musiker, zum Schuljubiläum aus ihren sehr individuell ausgeprägten Profilen als Solo-Instrumentalisten und Singer-Songwritern herauszutreten und sich in dieser ungewohnten Formation einander anzunähern. Sie fanden gerade bei ihren eigenen, selbst geschriebenen Stücken wie „Shirley MacLaine“ von Maik Garthe oder „Guter Rath“, der aktuellen Single von Magnus Ernst und seiner Band „Rathmann“, einen völlig neuen, exklusiven Soundmix. Die helle, bluesgetönte Stimme von Anika Neuschäfer und der energiegeladene Rock- und Harmonika-Sound von Matthze Maurer, Lead-Sänger der „Back Strikers“, mischten da ihre kräftigen Farben ein. Als er, der Elvis-Fan, „In the ghetto“ zelebrierte, gab es geschwungene Handylichter und Gänsehaut-Feeling. Und das nicht nur der Kälte wegen. Am Ende des Konzertabends ließ das begeisterte Open-Air-Publikum die vier Musiker nicht gehen ohne zwei Zugaben: „The miracle of love“, dann ein fröhliches „Runaway“ aus dem Jahr 1960.
(Karl-Hermann Völker, HNA)
Bildunterschrift, Bild 1:
Mit buntem Licht: Je später der Abend beim Open-Air der Edertalschule wurde, desto stimmungsvoller die Atmosphäre. Es stellten dabei (von links) Maik Garthe, Anika Neuschäfer, Matthze Maurer und Magnus Ernst ein sehr individuelles Programm als Hommage an ihr ehemaliges Gymnasium auf die Bühne.
(Fotos: Karl-Hermann Völker, Antje Rau)